DIE INDIANER SIND NOCH FERN
THE INDIANS ARE STILL FAR AWAY
Schweiz / Frankreich, 1977, 98 Minuten
Drehbuch und Regie Patricia Moraz
Cast: Isabelle Huppert, Christine Pascal, Mathieu Carrière, Nicole Garcia, Anton Diffring
Die 17jährige Schülerin, Jenny Kern, liegt tot m Schnee. Unfall? Selbstmord? Aus „Erschöpfung und Kälte“ wie es im offiziellen Kommentar heißt.
Die letzten Tage im Leben der Gymnasiastin: Eine Woche kaum anders als die anderen mit ein paar Ereignissen und Begegnungen, Geschichten und Prophezeiungen. Dazu einige Erinnerungen, verschönert von Freunden, die sich den Dreißigern nähern.
LES INDIENS SONT ENCORE LOIN spielt in der winterlichen Schweiz. In einem Land von Mittelreichen und Mittelarmen, wo die Beziehungen zwischen den Menschen und zu den Dingen in Mittelmäßigkeit verharren.
Pressestimmen 1977
medium:
… Eine Entdeckung, ein Durchbruch: Isabelle Huppert. Die 22jährige Schauspielerin kommt aus einem kleinen Dorf bei Paris; nach ihrem Schauspielstudium arbeitete sie sich im Theater und Film hoch: eine bemerkenswert normale Karriere. In Cannes war sie zweimal zu sehen: in Claude Gorettas unendlich trauriger Liebesgeschichte LA DENTÈLLIERE und in LES INDIENS SONT ENCORE LOIN, dem erstaunlichen Debut der jungen französisch-schweizerischen Regisseurin Patricia Moraz.
… bei Patricia Moraz liegt sie am Ende tot im Schnee, ein Selbstmord vielleicht, in jedem Fall jedoch die Unmöglichkeit, weiter zu leben. Das ist keine bloss private Zerstörung. Es scheint als setze diese Figur ein Zeichen für eine unter repressiven Umständen heranwachsende Generation, die nicht mehr zu Sprache und damit zu einem Selbstbewusstsein findet.
Tagesanzeiger:
… Das sind keine Filme „über“ sondern von der Lebensangst, das heißt, sie sind Ausdruck, sind Teil des Problems, Filme an Rand des Verstummens und der Selbstaufgabe. Die Hauptfigur des Films von Patricia Moraz, Jenny, sucht den Tod im Schnee, weil sie keine Aussicht hat, ihre Ideale, das Unbedingte zu erfüllen…
Frankfurter Allgemeine:
… LES INDIENS SONT ENCORE LOIN heißt der Film der französischen Schweizerin Patricia Moraz. Sie hat es verstanden, Lausanne so schön, sauber, exakt, zuverlässig zu fotografieren wie eine Schweizer Uhr, dass man den Horror nachempfindet, der Hemingway zu der sarkastischen Erzählung aus dieser Stadt trieb, und der wohl auch die strikte Antibürgerlichkeit Godards mitverursachte.
… Er vermittelt in seiner stummen Perfektion (Kamera: Renato Berta), seiner Blaustichigkeit, Kälte, Blutleere, Frustration, wie sie für den jungen und oft glänzend gemachten Schweizer Film typisch ist. Er wirkt nach, weil er das Lebensgefühlt dieser europäischen Generation oft exakt auszudrücken scheint.
Cast & Crew
- Isabelle Huppert Jenny Kern
- Christine Pascal Lise
- Mathieu Carrière Matthias
- Chilpéric de Boiscuillé Guillaume
- Nicole Garcia Anna
- Anton Diffring Deutschlehrerin
- Jacques Addou Concierge
- Bernard Arczinsky Charles Dé
- Connie Grimsdale Großmutter
- Marina Bücher Marianne
- Emmanuelle Ramu Pascale
- Guillaume Rossier Junge
- Catherine Cuénod Sportlehrerin
- Claudia Togni Kellnerin
- René Hertier Junge vom Buffet
- Drehbuch & Regie Patricia Moraz
- Kamera Renato Berta
- Ton Antoine Bonfanti / Luc Yersin
- Musik Patrick Moraz
- Ausstattung Rolf Knutti / Jacques Magnien
- Schnitt Thierry Derocles
- Produktion Les Films 2001 mit Filmkollektiv Zürich
Nachruf auf Paticia Moraz