Yılmaz Güneys überwältigender Film über Ehre und Leidenschaft, Mut und Schmerz, Zärtlichkeit und Grausamkeit – Terror, Wut, Stärke, Liebe – und Leben. YOL hat seit den 1980er Jahren nichts von seiner Aktualität verloren.
Die Leute in diesem Film sind zwar Türken und Kurden, aber man findet sie überall, wo gegen Unterdrückung gekämpft wird. Sie sind alle Gefangene, manche sind hinter Gittern, viele sind Gefangene ihrer Moral, aber alle sind Gefangene des Staates.
Durch die Darstellung der Lebensumstände von sechs Gefangenen auf Heimurlaub zeichnet YOL eine menschliche Landkarte der Türkei. Wir erleben, wie die Leute unterdrückt werden, insbesondere die Kurden und die Frauen. Zur Repression gehören die patriarchalischen Strukturen und ihre Moralvorstellungen.
Die Geschichte wird hauptsächlich anhand des Schicksals der drei Gefangenen Seyit Ali, Mehmet Salih und Ömer erzählt. Drei Männer, die von ihren Lebensumständen mitgerissen werden. Sie hatten die Hoffnung, dass eine Woche genügt, die Erniedrigungen des Gefängnisalltags zu vergessen und ihre dringendsten Probleme daheim zu lösen. Die geplatzten Träume lassen ihre Niederlagen noch stärker erscheinen. Das soll das gepriesene Leben in Freiheit sein! Ömer bricht aus, Mehmet wird erschossen und Seyit Ali bleibt Gefangener seiner Unentschlossenheit. Der Kampf für ein besseres Leben muss weitergehen und wird lange dauern…
Yılmaz Güney, Paris 1982
„Wie ein Donnerschlag schlug der Film YOL in Cannes ein. Ein Film aus dem Exil, der die versklavte und degenerierte Heimat des türkischen Autors und Regisseurs Yılmaz Güney zeigt – nicht als schön gemaltes Kulturhäppchen, sondern als ein Aufschrei voller Leidenschaft…“
Martin Schaub, 17.05.1982
Anlässlich des 80. Geburtstages von Yılmaz Güney haben wir das Meisterwerk der kurdisch-türkischen Filmgeschichte restauriert, mit verloren geglaubtem Filmmaterial ergänzt und unter dem Titel „YOL – The Full Version“ 35 Jahre nach dem Gewinn der Goldenen Palme erneut zum Filmfestival nach Cannes und in die Kinos gebracht.
„YOL – The Full Version“ (2017) würdigt, was der große türkisch-kurdische Schauspieler, Autor, Regisseur und Produzent Yılmaz Güney zu seinen Lebzeiten nicht vollenden konnte. Die restaurierte, vervollständigte Fassung bringt den Inhalt des Drehbuchs, das Güney im Gefängnis geschrieben hat, auf die Leinwand.
Yılmaz Güney schrieb das Drehbuch zum aktuell gebliebenen Film YOL im Gefängnis – unter dem Arbeitstitel BAYRAM. In der fertiggestellten Fassung „YOL – The Full Version“ werden, wie in Yılmaz Güneys Drehbuch, die Geschichten von sechs statt fünf türkischen und kurdischen Gefangenen während der Festtage (Bayram) erzählt. Jeder von ihnen versucht, sein Leben während einer Woche Hafturlaub in Ordnung zu bringen.
Auch während der Dreharbeiten war Güney inhaftiert, konnte aber telefonisch Kontakt halten zum Set, insbesondre zu Regisseur Şerif Gören.
Im Oktober 1981 gelang Yılmaz Güney die Flucht aus dem Zuchthaus in Isparta und die Ausreise aus der totalitären Türkei. Unter schwierigen Bedingungen stellte er die Rohfassung von YOL im französischen Asyl fertig. Kurz vor der Uraufführung in Cannes verlangte Festivaldirektor Gilles Jacob mit fadenscheinigen Argumenten eine Filmlänge von höchstens 110 Minuten. Um im Wettbewerbsprogramm des wichtigsten Filmfestivals der Welt zu bleiben, musste die vorliegende Schnittfassung von 135 Minuten radikal und rasch zusammengeschnitten werden. Daher lief 1982 in Cannes eine unfertige Fassung des Films. Dennoch gewann die Schweizer Produktion YOL als erster türkisch-kurdischer Film eine Goldene Palme und war in dieser unfertigen Version in über 50 Ländern zu sehen.
Die restaurierte, vervollständigte Full-Version bringt nun den Inhalt des Drehbuchs, das Güney im Gefängnis geschrieben hat, adäquat auf die Leinwand. Dank intensiver Recherchen wurde verloren geglaubtes Filmmaterial gefunden, digitalisiert und nach dem ursprünglichen Schnittplan von Yılmaz Güney ergänzt. Bild und Ton wurden sorgfältig restauriert, ergänzt und in ihren authentischen Zustand versetzt.
Seit Jahrzehnten bewegt YOL das Publikum auf der ganzen Welt. 1982 gewann die unfertige Fassung beim Filmfestival von Cannes die höchste Auszeichnung, die Goldene Palme. Das Meisterwerk der türkisch-kurdischen Filmgeschichte ist nun komplett und restauriert zu sehen als “YOL – The Full Version“. Wer Türken und Kurden verstehen will, muss diesen Film sehen – und wird dabei viel über sich erfahren.
Yılmaz Güney: Drehbuch BAYRAM aka YOL | 1980 | englische Übersetzung | 6 Geschichten
Yılmaz Güney: Exposé | Storyline für die Pressearbeit in Cannes 1982 | deutsch & türkisch | 6 Geschichten
Yılmaz Güney | Elisabeth Waelchli: Schnittplan 1982
Ein Schweizer begegnet dem „hässlichen König der Türkei“ – Donat Keusch begegnet dem großen Künstler Yılmaz Güney
Pressbook YOL – The Full Version – englisch
Jane Mills: introduces “YOL – The Full Version” at Cinema Reborn in Australia
Jane Mills: Program Notes YOL | Cinema Reborn
a film by YILMAZ GÜNEY directed by ŞERİF GÖREN
Cast
Crew
eine schweizerische Produktion der dfk*films des türkisch-kurdischen Films von Yılmaz Güney | 35mm Fuji-Color-Negativ digitalisiert in 2K und restauriert | Originalfassung türkisch-kurdisch mit DE, FR, IT, EN Untertiteln | Stereo 5.1 | Bildformat 1:1,85 | Kinofilmdauer (24f/s) 1h49‘58“ | Video (25f/s) 1h45‘25“
Diese fertig montierte Fassung von YOL hatte zum 80. Geburtstag von Yılmaz Güney im Mai 2017 im Programm Cannes Classics ihre Uraufführung. Sie ist nun inhaltlich vollständig mit allen von Güney geschriebenen und im Rohschnitt vorhandenen 6 Geschichten. Ohne die Einblendungen KÜRDISTAN ist sie in der Türkei erlaubt. Im Rest der Welt wird das Werk mit den Inserts KÜRDISTAN gezeigt.
eine schweizerische Produktion der CACTUS FILM des türkisch-kurdischen Films von Yılmaz Güney | 35mm Fuji-Color-Negativ digitalisiert in 2K und restauriert | Originalfassung türkisch-kurdisch mit DE, FR, IT, EN Untertiteln | mono | Bildformat 1:1,66 | Kinofilmdauer (24f/s) 1h54‘15“ | Video (25f/s) 1h49‘25“
Diese unfertig montierte Fassung gewann am Filmfestival von Cannes 1982 die goldene Palme und wurde in 50 Ländern ausgewertet, blieb aber bis 1993 in der Türkei verboten – ist dort jetzt ohne die Einblendung KÜRDISTAN erlaubt.
In der zusammengeschnittenen Fassung von YOL 1982 erzählt Yılmaz Güney die Geschichte von fünf Gefangenen auf Urlaub während des Opferfestes (Bayram) im Oktober.
Mehr Informationen in der Restaurierungsdokumentation | YOL 1982
Das Drehbuch zu YOL mit dem Arbeitstitel BAYRAM passierte am 17.12.1980 die türkische Zensur. Die Dreharbeiten begannen unmittelbar danach in der Türkei. Güney Filmcilik AŞ wurde, wie im Vertrag vom 18.12.1980 vereinbart, von der Cactus Film AG mit der Durchführung des Drehs beauftragt. Dieser fand im Winter 1980/81 mit 25.000 Metern 35mm-Fuji-Negativ-Filmmaterial, mit einer ARRI-ST-Kamera, ohne Ton, mit wenig Kunstlicht und zwei Generatoren sowie Verbrauchsmaterial statt. Das Material wurde von Cactus Film aus der Schweiz mit einem Ford Transit und mit einem Carnet A.T.A für den Zoll in die Türkei geliefert. Sechs Monate später wurde es auf dem gleichen Weg wieder abgeholt. Die Fertigstellung fand in der Schweiz und in Frankreich 1981/82 mit Yılmaz Güney statt. Er hatte im Oktober 1981 aus dem türkischen Gefängnis in Isparta nach Frankreich fliehen können.
Produziert wurde YOL 1981/82 von der Schweizer Cactus Film, der Vorläuferfirma von dfk*films. Die Première fand mit einer unfertigen Fassung im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes 1982 statt. Der Film gewann die Goldene Palme, den Preis des internationalen Filmkritikerverbandes und eine lobende Erwähnung der ökumenischen Jury. Weitere Auszeichnungen: Prix de l’Association Française des Critiques du Cinema, Award of London Critics Circle, Award of National Board of Review USA, Nominated for Best Foreign Film at César Awards, Nominated for Best Foreign Film at Golden Globe Awards, etc.
YOL wurde in 50 Ländern im Kino und Fernsehen sowie in einigen auf Videocassetten ausgewertet. Es handelt sich um den international erfolgreichsten türkisch-kurdischen Film aller Zeiten.