Filmemachen ist ein kollektiver Schaffensprozess. Ein gutes, professionelles Drehbuch ist Basis und Herz eines jeden erfolgreichen Films. Wir definieren Drehbuch als Film auf Papier. Es ist die dramatische, bildgewaltige Umsetzung einer interessanten, vollständig entwickelten Geschichte als verbindliche Grundlage für Dreharbeiten. Story, Charaktere, das geschaffene Universum, Themen und Vieles mehr müssen vollständig entwickelt UND für die Erzählformen im Medium Film adaptiert sein.
Kunst kommt von Können und hat etwas mit Kommunikation zu tun. Filme müssen gesehen werden von möglichst vielen, möglichst unterschiedlichen Menschen. Die Filmkunst hat aufgrund der immensen Entstehungskosten eine populäre zu sein. Für uns ist ein Film erfolgreich, wenn er neben regionaler Beachtung, Auszeichnungen, Anerkennung auf Festivals vor allem normales Publikum erreicht, bewegt und in die Kinos zieht. Das Publikum finanziert unsere Kunst – mit Steuern, die in die Filmförderung fließen, über Fernsehgebühren und mit dem Kauf einer Kinokarte.
Das Publikum – dieses unterschätzte Wesen – hat aber eine noch viel wichtigere Funktion: Es ist unser Verbündeter beim Filmemachen. Anders als ein Roman, kann ein Film nicht beliebig lang sein. Drehbuchautor*innen müssen in der Regel eine Geschichte in rund 100 Minuten komplett, visuell und aufregend erzählen. Beim Überarbeiten von Drehbüchern müssen alle möglichen Auslassungen vorgenommen werden – ohne etwas wegzulassen. Wir müssen das kollektive Unbewusste des Publikums nutzen – z.B. mittels Verwendung von Archetypen und Mythen. Wir dürfen im Film nur so viel erzählen, wie unbedingt nötig. Die Auslassungen müssen gut vorbereitet und mit guten Andeutungen fühlbar gemacht werden. Damit versetzen wir die Zuschauer*innen in die Lage, den Film zu vervollständigen. Bei einem Film mit gutem Drehbuch reicht hierzu der von den Zuschauer*innen mitgebrachte „Rucksack“ aus.
Es muss von Anfang an klar zwischen Idee, Stoff/Story und Drehbuch unterschieden werden. Hier ist nicht die äußerliche Form des Geschriebenen gemeint. Oft werden Stoffe und Storys aus ihrer ursprünglichen Idee heraus entwickelt, indem die Texte einfach in Drehbuchform dargestellt werden. Wenn eine Geschichte mittels eines IT-Drehbuchprogramms gelayoutet wird, ist sie noch lange nicht filmisch erzählt.
Die eigentliche und qualitativ entscheidende Drehbucharbeit kann erst beginnen, wenn die Story vollständig entwickelt ist. Tatsächlich haben etwa 90% der von uns für den Markt evaluierten internationalen Drehbücher entweder keine vollständig erzählte Geschichte oder diese ist unzureichend für das Medium Film adaptiert – meistens beides. (Und wir sprechen hier nur von Drehbüchern, die bereits etliche Hürden genommen haben: Es ist z.B. bereits ein Weltvertrieb vorhanden, der auf dem internationalen Markt Verleiher*innen und Investor*innen sucht.)
Aus einer Idee wird hoffentlich irgendwann mal eine Geschichte mit einem Anfang, einer Mitte und einem überraschenden Ende. Das ist dann zwar ein schönes Resultat, hat aber mit Film (immer noch) nichts zu tun. Das mit dem Film beginnt erst, wenn entschieden wird, diese Story, diesen Stoff in ein wirkliches Drehbuch umzusetzen, also in einen Film auf Papier. Das hat seltsamerweise mit Schreiben im Sinne von angenehm lesbarer Literatur wenig, dafür etwas mehr mit Komponieren zu tun. Filmkunst entsteht nur, wenn es gelingt, möglichst viel Potenzial der Story auszuschöpfen und so vielschichtig wie möglich in filmischer Form zu erzählen. Wird die Story wirklich ausgereizt, ist es möglich, Regeln zu brechen und echte, populäre und interessante Kunst zu machen. Das ist ein Wagnis, aber unglaublich befriedigend, wenn die Story und ihre Möglichkeiten richtig erkannt wurden.
Wenn es nicht gelingt, die universellen Elemente (Themen, Archetypen, etc.) herauszuarbeiten, kann ein Film immer noch ein sogenannter nationaler, regionaler Erfolg werden. Das ist in kleineren Ländern ein größerer Witz als in großen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass in all diesen Fällen sehr viel Potenzial verschenkt worden ist. Viele US-Filme sind bei einem größeren Publikum erfolgreich, weil sie sich solches Verschenken von Potenzial nicht so einfach leisten können. Ihre Filme werden nicht aus Steuergeldern finanziert. Filme aus europäischen Ländern müssten aufgrund der Marktgrößen und der oft schlechten Kinostrukturen „reisen“. Sie müssen international ausgewertet, zumindest in Europa gesehen werden – und zwar von einem breiten Publikum – nicht nur auf Festivals. Dies gelingt leider weniger als 10% der in Europa jährlich hergestellten 1200 Filme. Zum großen Teil liegt der Misserfolg der europäischen Filme bei der Story-Ausarbeitung und bei der Umsetzung der zu wenig entwickelten Story ins Drehbuch. (Unzureichend auserzählte Geschichte, zu wenig filmisch umgesetzt.)
Den Autor*innen fehlt es oft an kompetenten kreativen Partnern (Produzent*innen). Vielleicht kann der durchschnittliche Produzent dies heutzutage gar nicht mehr sein, da er mit seiner kleinen Infrastruktur voll ausgelastet ist mit der Lösung von administrativen und finanziellen, kurz: bürokratischen Problemen der Filmproduktion.
Im Bereich der Ideenfindung, der Stoffentwicklung und des Drehbuchschreibens, aber auch für die Drehbuchanalyse und -beratung ist permanente Weiterbildung eine Notwendigkeit. Es gibt keine Erfolgsrezepte, es gibt nur Erfahrungen. Effektiv lernen kann man/frau nur von den Meisterwerken unter fachkundiger Anleitung. Die Absicht von dfk*films ist es, praktische und theoretische Anstöße zu geben, damit Schreibwillige ernsthaft und professionell Ideen, Stoffe und Drehbücher allein oder im Team entwickeln.
Aus- und Weiterbildung – in möglichst heterogenen Gruppen – mit oder ohne eigenem Projekt – liegen uns sehr am Herzen. Unsere Seminare, Workshops und Vorträge richten sich an: