Restaurierungsdokumentation | YOL 1982

Ein Schweizerfilm der Cactus Film AG Zürich von 1981/82

Regie: Şerif Gören & Yılmaz Güney

Drehbuch: Yılmaz Güney

Türkei (Script & Dreharbeiten), Frankreich (Post-Produktion),

Schweiz (Finanzierung & Produktion & Post-Produktion)

Rechteinhaber: DFK FILMS GMBH, Zürich, seit 1995

Restaurierung: Schweiz und Deutschland 2017

Restaurierungsfinanzierung: Schweiz

 

Inhalt

  1. Befundung der Filmmaterialien
  2. Scan

2.1    Präparation des Materials

2.2   Besonderheiten und Problematik beim Scan

2.3   Scandaten

  1. Rekonstruktion
  2. Digitale Bildrestaurierung

4.1    Zustand der digitalen Daten

4.2   Restaurierungskonzept

4.3   Durchführung und Fazit

  1. Grading

5.1    Ziel und Referenz

5.2   Durchführung und Ergebnis

  1. Ton

6.1    Materialien und Digitalisierung

6.2   Tonbearbeitung und -restaurierung, Mischung

  1. Langzeitarchivierung und Auswertung

 

  1. Befundung

Befundung mit fotografischer Dokumentation wurde nicht gemacht, hätte zu einem früheren Zeitpunkt bestimmt werden sollen.

Weitere Angaben zu diesem Report: Vorgaben und Anmerkungen zur Restaurierung von YOL, Donat Keusch.

 

  1. Scan

2.1   Präparation des Materials

Originalnegative wurden von Hand gereinigt, um keine zusätzlichen Flüssigkeitsspuren zu hinterlassen.

2.2   Besonderheiten und Problematik des Scans

Bei der Cannes-Version 1982 gab es bei den Negativen keine speziellen Scan-Probleme. Ein Wet-Gate-Scan stand nicht zur Verfügung, weil in der Schweiz gescannt wurde.

2.3  Scan-Daten

Scanner-Typ: ARRI-Scan

Art des Gates: Open Gate Academy

Auflösung: 2K

Farbtiefe: 10bit

Dateiformat: .dpx

Logarithmisch

 

  1. Rekonstruktion

Material A: 35mm Fuji Negativ von 1982-Cannes-Version (ohne 1. Insert)

Material B: Inter-/Dup Positiv (hergestellt 1982 für Columbia Pictures)

Material C: Original 35mm-Negativreste und nicht-verwendetes Negativmaterial (12‘000 m)

Material D: 35mm-Farb-Arbeitskopie für Aufnahmen in Gendarmerie (144 sec)

Weitere Angaben zu diesem Report: Vorgaben und Anmerkungen zur Restaurierung von YOL, Donat Keusch.

 

  1. Digitale Bildrestaurierung

4.1  Zustand der digitalen Daten

Das gescannte Ausgangsmaterial präsentierte sich in zum grossen Teil zerkratztem Zustand, durchwegs Flackern, zahlreichem Schmutz, sehr oft schlechtem Bildstand und zahlreichen, deutlich sichtbaren Klebestellen, die bis auf wenige Ausnahmen mit starken Ruckern einhergingen.

4.2  Restaurierungskonzept

Das Ziel der Restaurierung war, das Entfernen der fast durchgängig präsenten Laufschram-men/Kratzer, die Angleichung des sehr stark verschmutzten Interpositivs und Teilen der Arbeitskopie an das Originalnegativ, die deutliche Stabilisierung der zahlreichen Szenen in Verkehrsmitteln (Zug, Bus, Taxi, Schiff) sowie die Beruhigung des Gesamtbildstandes. Das Entfernen von Klebestellen und Ruckern.

Die Abschwächung des durchgängigen Flackerns.

Jedoch die Erhaltung der Originalfilmkorns und des ursprünglichen Looks.

4.3 Durchführung und Fazit

Software (Version): Diamant (V9.1.47)

Bearbeitungszeitraum /-dauer gesamt: 28.09.2016 – 16.01. 2017 / 64 Tage (je 8 Stunden).

Bearbeitungsschritte in chronologischer 1 Reihenfolge:

– Conforming der Scans (Reel 1-7) nach .edl mit Akttrennung und aktweiser Export des Gesamtfilms als Ausgangsmaterial für die weitere Bearbeitung

– Stabilisierung (szenensprezifisch)

– Deflickering (mit szenenspezifischen Referenzbildern)

– Scratch- und Dust-Filtering (mit szenenspezifischen Settings)

– Manuelle Klebestellen-, Dust-, Wasserflecken-, Filmrisse- und Scratchretusche, sowie manuelle Artefaktbeseitigung

 

Fazit:

Die grössten Schwierigkeiten und den höchsten Aufwand stellten die komplizierten Lauf-schrammen/Kratzer, die sich durchgängig über 3 Akte zogen (zusätzlich zu den Kratzern, die sich auf der gesamten Lauflänge vereinzelt präsent waren) zusammen mit den Klebestellen dar. Dafür war ein sehr hoher Aufwand an manuellen Retuschen und manueller Artefakt-Beseitigung nötig um das finale Ergebnis zu erzielen.

Der omnipräsente Schmutz über die gesamte Lauflänge des Originalnegativs, die extrem verschmutzten Interpositiv und Arbeitskopie erforderten mehrere Retuschen-Durchgänge.

Die Gesamtzahl der manuellen Toolinteraktionen1 beläuft sich auf insgesamt 88016, siehe Restaurations Report (zusätzlich zu den Toolinteraktionen der etwa 120 nicht erfassten, nachträglich gelieferten Einzelshots).

 

  1. Grading

5.1   Ziel und Referenz

Im Sinne des Filmemachers und der Produzenten sollte die Erscheinung möglichst nahe am Original liegen, um die Tonalität zu erhalten. Ein einheitlicher Look war Voraussetzung.

Nach Sichtung der Scans wurden Hero-Shots selektiert, die in Anwesenheit und nach Ab-sprache mit dem Produzenten mit nur minimalen Korrekturen die originale Tonalität wieder-spiegelten. Die anderen Einstellungen wurden diesem Look angepasst, szeneneigene Be-sonderheiten jedoch beibehalten.

Die Qualität der Scans und des Materials waren konsistent und somit waren keine beson-deren Schwierigkeiten zu meistern.

Das Zielformat sollte beibehalten und bei 1:1.33 bleiben. Für die Auswertung im digitalen Kino wurde die Auflösung auf 1080 Zeilen für HD und DCI festgelegt. Das ergibt 1440 aktive Pixel pro Zeile bei 1:1.33 .

Das Filmkorn sollte verringert, jedoch nicht eliminiert werden. Manche Szenen (Nacht, Titel) zeigten wesentlich stärkeres Korn, das wegen der ästhetischen Anpassung stärker reduziert wurde.

 

5.2  Durchführung und Ergebnis

Software:                 Digital Vision Nucoda 2016.1

Farbraum:                 Grading: Cineon log, Display Rec709, Gamma 2.2

Seitenverhältnis:   1:1.33 (4/3, 1440×1080)

Framing:                    1.33 Pillarbox in 1998×1080 1:1.85, bzw 1920×1080 1:1.78

Grain:                          Digital Vision DVO Clarity

Das Ergebnis entsprach den Erwartungen, nur das Korn in den Titel-Super-Imposes liess sich nicht vollständig anpassen. Das Alter und der Verschleiss des Filmmaterials gaben die Möglichkeiten der Korrektur die Grenzen vor. Trotzdem entsprach das Ergebnis den Erinnerungen des Produzenten und dem Referenzmaterial.

 

 

Beispiele zur Verdeutlichung des “Vorher-Nachher“:

 

 

  1. Ton

6.1   Materialien und Digitalisierung

Sämtliche Perfo-Bänder (35mm oder 17,5mm) waren Mischbänder, obwohl anders be-schriftet. Erst die Perfo-Kopien aus den Beständen von Columbia/Sony lieferten die ge-trennten Töne. Da YOL erst im letzten Moment 1982 vertont wurde, war die Qualität noch schlechter als jene des Bildes: wenig bis keine Atmo, fehlende Geräusche, Asynchronität etc.

Der Ton wurde gereinigt und entsprechend den Möglichkeiten eines guten Filmtons der 1980er Jahre ergänzt.

Referenz für die Tonrestaurierung waren Filme der 1980er Jahre wie z.B. LES PETITES FUGUES und der von Cactus Film ebenfalls coproduzierte GENESIS von Mrinal Sen.

6.2  Tonbearbeitung und -restaurierung, Mischung

Der Schnitt erfolgte mit Pro Tools 12 mit Euphonix Contoler. Die Mischung ebenfalls mit Pro Tools 12 mit ICON 24 Fader sowie mit diversen Plug-Ins von Waves, Audio Ease, Iosono und an der Peripherie mit Quantec Raumsimulator sowie Avalon Röhren Kompressor TC 6000.

 

  1. Langzeitarchivierung und Auswertung

Filmtitel Herkunft:YOL“ (1982) & “YOL – The Full Version” (2017), Schweiz 1982/2017

Archiv: Cinémathèque Suisse, Lausanne/Penthaz, Filmmaterial und LTO-Bänder sowie DCP

Material: LTO-Bänder und 4TB-Harddisc von allem restaurierten Material bei DFK FILMS GmbH

Vorführmaterial: DCPs des Films, Originalfassung türkisch sowie Untertitel DE, EN, FR, IT

Filmdauer:YOL“ (1982) 114min, “YOL – The Full Version” (2017) 110min

Rechteinhaber: DFK FILMS GMBH, Zürich, Schweiz

Auswertung: Festivals (ab 2017), Kino und Video inkl. VOD (ab 2018), TV (ab 2019)