WEITERBILDUNG

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für    Dramaturg*innen

Kino | Film | Diskussion

Einmal im Monat treffen sich Dramaturg*innen und Dramaturgie-Fans zu einem Kinobesuch mit anschließender Fach-Diskussion.

Die Idee zu dieser Initiative entstand bei der Jahrestagung 2022 der Film- und Fernsehdramaturg*innen VeDRA.

Organisiert werden die Treffen mit Dramaturgie fokussierter Diskussion von

Gabriele Sindler | Jana Raschke | Rachel Wolpert

– und von allen, die das Organisationsteam verstärken wollen.

Wir sind offen für Vorschläge, Anregungen und freuen uns drauf mit Euch gemeinsam dieses Projekt zu gestalten und zu entwickeln. Interesse, einfach nur in Kino zu kommen und zu fachsimpeln? Willkommen im Verteiler!

Kommt ins Kino und lasst uns hitzig diskutieren in diesen kalten Zeiten!

ERIN BROCKOVICH | OmU

Film&Diskussion | 29.11.2022 | 20:30

Bundesplatzkino | Berlin

Reihe PSYCHE & FILM
Kooperation der C.G. Jung Gesellschaft Berlin mit dem Bundesplatz-Kino und dfk*films
Moderation: Edith Rosin | Referent*in: Donat Keusch * Gabriele Sindler

 

ERIN BROCKOVICH | OmU

USA 2000 | 131‘ | Drehbuch Susannah Grant | Regie Steven Soderbergh |
mit
Julia Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhart, Marg Helgenberger, Peter Coyote, Scarlett Pomers, Tracey Walter, Erin Brockovich-Ellis

Eine arbeitslose, alleinerziehende Mutter wird Anwaltsgehilfin und bringt fast im Alleingang ein kalifornisches Energieunternehmen zu Fall, das der Verschmutzung der Wasserversorgung einer Stadt beschuldigt wird. Ihr photographisches Gedächtnis und ihre Hartnäckigkeit bringt ihre Gegner zur Verzweiflung und lässt sie gewinnen.

Drehbuchautorin Susannah Grant dramatisierte die wahre Geschichte von Erin Brockovich. Die Nachforschungen der alleinerziehenden Mutter brachten zu Tage, dass der Konzern Pacific Gas and Electric das Grundwasser von Hinkley, Kalifornien, jahrzehntelang wissentlich mit hochgiftigem Chrom VI verunreinigt hatte. 1996 wurde der Konzern zur Zahlung der bis dahin größten Schadenersatzsumme in der Geschichte der USA verurteilt: 333 Millionen US-Dollar.

 

Zu den Personen:

Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen.

Donat Keusch studierte Psychologie und Publizistik. Erfahrung im Film-Verleih, Weltvertrieb, Produktion und als Dozent. Erfolgreichster Film: »YOL« (Goldene Palme). Seit 30 Jahren Drehbuchanalytiker/-berater/-schreiber unter Pseudonym oder ungenannt. »Das Drehbuch ist der Film!«

Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin

 

Ort: Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14 | 10715 Berlin
Kostenbeitrag: 10,50 € | ermäßigt 9 €

THELMA & LOUISE | OmU

Film&Diskussion | 25.10.2022 | 20:30

Bundesplatzkino | Berlin

Reihe PSYCHE & FILM
Kooperation der C.G. Jung Gesellschaft Berlin mit dem Bundesplatz-Kino und dfk*films
Moderation: Edith Rosin | Referent*in: Donat Keusch * Gabriele Sindler

 

THELMA & LOUISE | OmU

USA 1991 | 130‘ | Drehbuch Callie Khouri | Regie Ridley Scott | Musik Hans Zimmer
mit Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Michael Madsen, Brad Pitt

Dieser Klassiker passt perfekt als Eröffnung unserer Reihe „Starke Frauen“. Schon in der Projektentwicklung waren Frauen von entscheidender Bedeutung: Produziert wurde THELMA & LOUISE von Mimi Polk Gittin, die Ridley Scott für die Regie engagierte und die Finanzierung auf die Beine stellte. Heute, dreißig Jahre später, würde die Regie wohl einer Frau angeboten. Callie Khouri’s Drehbuch wurde mit dem Oscar ausgezeichnet.

Louise (Susan Sarandon) verhindert die Vergewaltigung ihrer Freundin Thelma (Geena Davis). Dabei erschießt sie den Angreifer. Der unbeschwerte Wochenendausflug der unterschiedlichen Freundinnen gerät zur Flucht vor der Polizei. Die kindliche Thelma muss über sich hinauswachsen und Louise zu ihrer Vergangenheit stehen. Beide beenden ihre Flucht vor sich selbst und entscheiden autonom über Leben und Tod.

Der ungewöhnlichste Film des englischen Starregisseurs Ridley Scott.

 

Zu den Personen:

Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen.

Donat Keusch studierte Psychologie und Publizistik. Erfahrung im Film-Verleih, Weltvertrieb, Produktion und als Dozent. Erfolgreichster Film: »YOL« (Goldene Palme). Seit 30 Jahren Drehbuchanalytiker/-berater/-schreiber unter Pseudonym oder ungenannt. »Das Drehbuch ist der Film!«

Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin

 

Ort: Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14 | 10715 Berlin
Kostenbeitrag: 10,50 € | ermäßigt 9 €

WCOS 2022 Kopenhagen

Wir besuchen die Weltkonferenz der Drehbuchautor*innen, die
am 5. und 6. Oktober 2022 stattfindet
im DR Koncerthuset, Ørestads Boulevard 13, DK – 2300 Copenhagen S.

BLACK SWAN | OmU

Film&Diskussion | 27.09.2022 | 20:30

Bundesplatzkino | Berlin

Reihe PSYCHE & FILM
Kooperation der C.G. Jung Gesellschaft Berlin mit dem Bundesplatz-Kino und dfk*films
Moderation: Edith Rosin | Referent*in: Donat Keusch * Gabriele Sindler

 

BLACK SWAN | OmU

USA 2010 | 108‘ | Drehbuch Andres Heinz & Mark Heyman | Regie Darren Aronofsky | Kamera Matthew Libatique | Schnitt Andrew Weisblum
mit Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Barbara Hershey, Winona Ryder

Psychodrama einer ambitionierten Primaballerina indem sich Neid, Ehrgeiz, Angst und unterdrückte Lust zu einer inhaltlich komplexen, brillant montierten, Schwindel erregenden Paranoia vermischen.

Von der Doppel-Hauptrolle des Weißen und Schwarzen Schwans träumt jede Balletttänzerin. Nina (Nathalie Portman) bringt Können, Anmut und das unerbittliche Streben nach absoluter Perfektion mit, um den jungfräulichen und reinen Weißen Schwan zu spielen. Doch es ist zweifelhaft, dass sie die Täuschung und gebieterische Sexualität des Schwarzen Schwans verkörpern kann. Der Tanzdirektor (Vincent Cassel) zwingt sie zur Selbstentdeckung und das Zulassen ihrer unterdrückten Lust. Nun gelingt Nina die Metamorphose zum Schwarzen Schwan. Sie entdeckt ihre „dunkle“ Seite, bricht aus den Kontrollschemen ihrer frustrierten, überambitionierten Mutter aus, gerät jedoch – untermalt mit Tschaikowski’s überwältigender Musik – in einen Sog von Wahnvorstellungen.

 

Zu den Personen:

Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen.

Donat Keusch studierte Psychologie und Publizistik. Erfahrung im Film-Verleih, Weltvertrieb, Produktion und als Dozent. Erfolgreichster Film: »YOL« (Goldene Palme). Seit 30 Jahren Drehbuchanalytiker/-berater/-schreiber unter Pseudonym oder ungenannt. »Das Drehbuch ist der Film!«

Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin

 

Ort: Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14 | 10715 Berlin
Kostenbeitrag: 10,50 € | ermäßigt 9 €

VORTRAG in Wien: Die SSO- | *40-Steps-Methode

23. September 2022  | 10:30 Uhr
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft | UZA II-Rotunde |
Althanstraße 14 | 1090 Wien

Auf der Internationalen Konferenz des Screenwriting Research Networks (SRN) halten Gabriele Sindler und Donat Keusch einen Vortrag zum Thema:

Analyzing Screenplays presented on the international market:
Development, Practice and Benefits of “The SSO- or *40-Steps-Method”
From practical use to theory and back again

Gabriele C. Sindler | gcs@dfkfilms.com | +49 177 9744133
Practitioner | Script Analysts | Teachers | www.dfkfilms.com

>>> Download THE  LECTURE:  password protected

>>> Weitere Informationen zum Downloaden…

Informationen zur dreitägigen Screenwriting Reseach Network International Conference 2022

ALL THAT HEAVEN ALLOWS

Film&Diskussion | 30.08.2022 | 20:30

Bundesplatzkino | Berlin

Reihe PSYCHE & FILM
Kooperation der C.G. Jung Gesellschaft Berlin mit dem Bundesplatz-Kino und dfk*films
Dienstag, 30. August 2022 um 20:30 Uhr
Moderation: Edith Rosin | Referent*in: Donat Keusch * Gabriele Sindler

 

ALL THAT HEAVEN ALLOWS
WAS DER HIMMEL ERLAUBT | OmU

USA 1955 | 89‘ | Drehbuch Margaret „Peg“ Fenwick | Story von Edna L. & Harry Lee | Regie Douglas Sirk aka Hans Detlef Sierck | mit Jane Wyman | Rock Hudson | Agnes Moorehead

Sehenswerter Klassiker – gilt als das Meisterwerk unter den Melodramen und war unerreichtes Vorbild für Fassbinders ANGST ESSEN SEELE AUF  (1974) und Todd Haynes‘ FAR FROM HEAVEN (2002).

Die wohlhabende Witwe Cary Scott verliebt sich in ihren viel jüngeren Gärtner Ron Kirby. Das sorgt für Klatsch und Tratsch im Country Club. Ihre Kinder schämen sich, dass sie unter ihrem Stand wieder heiraten will und kaufen ihr als Ersatz für Liebe und Partnerschaft einen Fernseher. Ron ist ein unabhängiger Mann, der die Konventionen der Gesellschaft ignoriert, aber kann Cary sie auch ignorieren? In zeitloser Art erzählt die Autorin Peg Fenwick eine Geschichte über falsche Moral, unterdrückte Lebenslust und dem Mut einer Frau.

Produziert in den USA unter der Regie des Hamburgers Hans Detlef Sierck, der Deutschland 1937 mit seiner Frau verließ. Als Douglas Sirk ist er in den 1950er Jahren als Filmemacher weltbekannt geworden und gilt bis heute als stilbildend für das Genre Melodrama.

Wir zeigen diesen Klassiker in der Themenreihe UNTERDRÜCKTE LUST.

 

Zu den Personen:

Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen.

Donat Keusch studierte Psychologie und Publizistik. Erfahrung im Film-Verleih, Weltvertrieb, Produktion und als Dozent. Erfolgreichster Film: »YOL – Der Weg« (Goldene Palme). Seit 30 Jahren Drehbuchanalytiker/-berater/-schreiber unter Pseudonym oder ungenannt. Motto: »Das Drehbuch ist der Film!«

Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin

 

Ort: Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14 | 10715 Berlin
Kostenbeitrag: 10,50 € | ermäßigt 9 €

#FEMALE PLEASURE

Film&Diskussion | 26.07.2022 | 20:30

Bundesplatzkino | Berlin

Reihe PSYCHE & FILM
Kooperation der C.G. Jung Gesellschaft Berlin mit dem Bundesplatz-Kino und dfk*films
Moderation: Edith Rosin | Referentin:  Gabriele Sindler

#FEMALE PLEASURE

CH 2018 | 101’ | Konzept & Regie Barbara Miller | Kamera Anne Misselwitz, Gabriela Betschart, Akiba Jiro | Schnitt Isabel Meier

Der Dokumentarfilm entlarvt weltumspannende, gesellschaftlich, kulturell und religiös tradierte Unterdrückungsmechanismen von weiblicher Sexualität.

Barbara Miller begleitet fünf mutige, starke, kluge Frauen aus den fünf Weltreligionen. Sie zeigt ihre erfolgreichen, risikoreichen Kämpfe für eine selbstbestimmte weibliche Sexualität, für ein gleichberechtigtes, respektvolles Miteinander unter den Geschlechtern.

Die Protagonistinnen brechen das Tabu des Schweigens und der Scham, das ihnen die Gesellschaft, ihre religiösen Gemeinschaften mit ihren archaisch-patriarchalen Strukturen auferlegen.

Leyla Hussein (aus Somalia),
Rokudenashiko (in Japan),
Doris Wagner (in Deutschland und der katholischen Welt),
Vithika Yadav (in Indien) und
Deborah Feldman (in den USA und der orthodox-jüdischen Welt)

Jede dieser Frauen setzt sich mit unfassbar positiver Energie und aller Kraft für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung aller Frauen ein. Sie kämpfen gegen gesellschaftliche, religiöse und kulturell tradierte Normen und Schranken. Jede von ihnen zahlte einen hohen Preis – sie wurden und werden öffentlich diffamiert, verfolgt und bedroht, von ihrem Umfeld verstoßen, von Religionsführern und fanatischen Gläubigen angeklagt und sogar mit dem Tod bedroht.

Vielfach ausgezeichnet. Zu Recht.

 

Zu den Personen:

Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen.

Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin

 

Ort: Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14 | 10715 Berlin
Kostenbeitrag: 10,50 € | ermäßigt 9 €

Golden Apricot, Jerewan, 2022: „YOL – The Full Version“, restauriert und vervollständigt, weckt das Festivalbewusstsein

Von Alex Deleon für filmfestivals.com
16.07.2022 | ALEX FARBA’s blog

19th Golden Apricot Film Festival Reviews, Jerewan, 2022 YOL, The Full Version, restauriert und vervollständigt, erhöht das Festivalbewusstsein.

Frisch restauriert und komplettiert berührt YOL die Seele!

 

Der türkische Film YOL (The Way | The Road) erregte großes Aufsehen, als er 1982 bei den Filmfestspielen von Cannes „aus dem Gefängnis gerettet“ wurde und dort gemeinsam mit MISSING von Costa Gavras den Hauptpreis, die Goldene Palme, erhielt.  (Derzeit Special Guest der GIAFF)

Der Film war in der Türkei viele Jahre lang verboten, weil er die Unterdrückung der kurdischen Minderheit – die bis heute geächtet ist – und die damit verbundene scharfe Kritik an der türkischen Gesellschaft im Allgemeinen zeigte.

Im Jahr 1982 wurden die unterschiedlichen Schicksale von fünf Gefangenen gezeigt, drei davon Kurden, die während der Bayram-Feiertage eine Woche Heimaturlaub vom Gefängnis erhalten und zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass sie außerhalb des Gefängnisses weiterhin von ihren Familien, der Kultur und der Regierung unterdrückt werden.  Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Seyit Ali (Tarik Akan), von dem erwartet wird, dass er seine geliebte Frau Zine tötet, die sich während seiner Abwesenheit der Prostitution zugewandt hat und von der Familie in Erwartung seiner Rückkehr gefangen gehalten wird, um den vom Islam vorgeschriebenen Ehrenmord zu begehen. Seyit ist entschlossen, seine religiöse Pflicht zu erfüllen, aber er ändert seine Meinung, als er sie und ihre beiden Kinder wiedersieht – was zu enormen tragischen Konsequenzen führen wird.

 

Der Film wurde von Yılmaz Güney, dem damals populärsten Filmstar der Türkei und damit einem nationalen Idol, geschrieben und inszeniert – unglaublicherweise durch Anweisungen aus seiner Gefängniszelle.

Eine parallele Nebengeschichte, die selbst ein Thriller ist, ist die Art und Weise, wie der Schweizer Donat Keusch, der die restaurierte vollständige Fassung von YOL verleiht, in die Türkei reiste und Güney persönlich mit falschen Papieren aus dem Gefängnis schmuggelte und es dann auf wundersame Weise schaffte, ihn nach Frankreich zu bringen.  Puh – was für eine Geschichte!

Bemerkenswert ist, wie fesselnd und unverändert aktuell YOL heute, vierzig Jahre später, ist. Ich denke, eine bessere englische Übersetzung wäre „On The Road“… von damals bis heute!

Die 1982 in Cannes gezeigte Version von YOL war eine gekürzte Fassung, die in aller Eile auf dem Festival gezeigt wurde, aber noch nicht ganz fertig war – dennoch fesselnd genug, um einen Teil des großen Preises zu verdienen, passenderweise in Kombination mit Gavras‘ Politthriller MISSING.

Nachdem er vier Jahrzehnte lang mit YOL gelebt hatte, wollte Keusch schon immer eine Vollversion herausbringen, was ihm schließlich gelang und er „YOL – The Full Version“ 2017 nach Cannes zurückbrachte.

Die erweiterte Wiederauflage enthält neben den ursprünglichen fünf Geschichten eine sechste und – für die Orientierung ausländischer Zuschauer entscheidend – die Visualisierung jeder Stadt auf Leinwand, die von den vorübergehend freien kurdischen Knastbrüdern besucht wird.  Die Schlussszenen, in denen Seyit verzweifelt versucht, seine ihm entfremdete Frau vor dem Erfrieren in einem Schneesturm zu bewahren, sind einfach nur erschütternd, um nicht zu sagen schaurig.  Denn sie stellen so anschaulich die Ablehnung der ganzen Idee des „Ehrenmordes“ dar, die dem Islam so viel Schande bringt.

Auf jeden Fall war „YOL – The Full Version“ für mich der Höhepunkt der Woche und eine Erinnerung daran, wie mächtig das Kino in den richtigen Händen sein kann, unabhängig von der nationalen Herkunft. Die Stärke von YOL liegt darin, dass er nicht predigt, sondern eine Reihe packender Geschichten erzählt, die die Zuschauer zu ihren eigenen Schlussfolgerungen bewegen werden, wenn überhaupt.

 

Herr Keusch und seine DFK-Organisation haben der gesamten Film-Community einen großen Dienst erwiesen, indem sie dieses vergessene türkische Meisterwerk in einer Zeit, in der eine neue türkische Diktatur die Nachrichten verdunkelt, wieder aus dem Dunkel geholt haben. Gabriele Sindler und Donat Keusch waren in der ganzen Stadt unterwegs, um Museen und andere Orte und Personen von Interesse zu besuchen.  Beim Mittagessen erzählte Keusch die unglaubliche Geschichte, wie er Yılmaz Güney half, aus dem Gefängnis zu entkommen und aus dem Land zu fliehen, die er jetzt in Buchform bringt – eine so haarsträubende Geschichte, dass ich mir schon den Film vorstellen konnte, der vielleicht daraus entstehen wird.

Anschließend fragte ich Herrn Keusch nach seinem Gesamteindruck vom Festival.  Seine Antwort war ein weiterer erschreckender Denkanstoß, der die Aufmerksamkeit auf das Offensichtliche lenkte: „Das schlechteste Festival, das ich je besucht habe – es gibt hier kein Bewusstsein für die Filmkunst – schreckliche Projektionen in den Hauptsälen sind die Norm, und zu viele schlechte Kopien untergraben alles … plus eine sehr schlechte Festivalorganisation, die sich hauptsächlich auf freiwillige Amateurhelfer verlässt …“

Die dunkle Seite der harten Realität, die den Spaß nicht verderben soll